
Beppo strahlt Lebensfreude aus. Er ist ein aufgeschlossener Gesprächspartner.
„Ich bin unter dem chinesischen Sternzeichen des Pferdes geboren“, erzählt er.
Menschen, die unter diesem Zeichen geboren sind, sollen sehr agil sein, geistig wie auch körperlich. Sie lieben Reisen und alles Neue und sollen humorvolle Unterhalter bei jedem Fest sein.
Das alles scheint auf Giuseppe Montuori (39), kurz Beppo, gut zuzutreffen, der wenigstens zwei Sprachen perfekt beherrscht, deutsch und italienisch.

Für Beppo, der in Deutschland als Sohn italienischer Eltern geboren wurde, stand der Wunsch der Veränderung im Vordergrund. „Ich kam aus einem Familienbetrieb, dem Eiscafe Monturi in Wissen an der Sieg im Westerwald. Aber ich wollte unabhängig sein, etwas Eigenes, auch Kleineres machen. Im Dezember 2009 sind wir mit meiner Familie nach Füssen gezogen.“ Seine Frau Emilia ist Hongkong-Chinesin, die er in der Schweiz kennengelernt hatte. Mit ihr hat er seine Söhne Romeo (7) und Pio (11).
„Die Idee mit der Eiskutsche war eine Fügung. Bei der Stadt und bei den Ämtern, kam diese Idee gut an. Der Tourismusdirektor hat gleich erkannt, dass die Eiskutsche (www.eiskutsche.de) eine Attraktion sein könnte. Mein Ziel und mein Engagement ist eine enge Zusammenarbeit mit Füssen, um ein positives Bild der Stadt für die Gäste zu schaffen und Füssen auch, wenn ich unterwegs bin, gut zu repräsentieren.“
Die Kutsche selbst ist ein Unikat der Kühnle Kutschenmanufaktur. Gebaut wurde sie in den achtziger Jahren als Verkaufswagen. Ursprünglich war sie von Pferden gezogen in Köln unterwegs. Später ist sie aufwändig als selbstfahrende Eiskutsche weiterentwickelt worden. Im letzten Jahr wurde sie erneut umgebaut und mit neuen Elektroantrieben ausgestattet.
Auch Beppo mit seinem Zwirbelbart und seinem freundlichen, offenen Wesen ist ein Unikat. Er ist überzeugt, dass die Kutsche ihn gefunden hat. „Sie hat ein Eigenleben und ich darf diese Kutsche begleiten, mich um sie kümmern. Eigentlich habe ich ein sicheres Leben aufgegeben, das Eiscafé meiner Eltern zu übernehmen. Ich wollte für meine Familie und für dieses Eiskutschen-Abenteuer leben.“
Beppo arbeitet seit mehr als 25 Jahren als Gelatiere. Sein Vater hatte den damals 13jährigen in die Kunst des Speiseeises eingeweiht. Ganz wichtig sind für ihn die Qualität und die richtigen Zutaten. Die Milch kauft er bei der Sennerei Lehern in Hopferau ein. Diese wiederum bietet auch sein Eis an, ebenso wie der Weltladen in Füssen, mit dem Beppo zusammenarbeitet. Beppo’s Eis kann man noch im Hotel Hechten antreffen. Er liefert seine Kreationen auch zu größeren und kleineren Festen und Veranstaltungen und besonders gerne für Hochzeiten.
„In erster Linie stelle ich aber das Eis für mich und meine Eiskutsche her.“ Sein „Labor“, wo er das Eis herstellt, befindet sich seit Sommer 2010 in einer umgebauten Garage in der Luitpoldstrasse 12. Es entspricht allen hygienischen Anforderungen und Auflagen der Eisproduktion. Dafür hatte er sich von Anfang an eingesetzt.
Beppo’s Eiskutsche ist natürlich abhängig vom Wetter. Ab 16/17 Grad lässt sich Eis verkaufen, meint er. Ideal wären Temperaturen von 21-23 Grad. Eine Ausnahme bildet der Frühling, wenn sich die ersten wärmeren Tage ankündigen. Dann haben Menschen oft schon Lust auf Eis. Die Eissaison geht von Mai bis Ende September. Manchmal kann Beppo schon im März anfangen und bis Ende Oktober Eis anbieten. Auf die Frage, ob das reicht, um seine vierköpfige Familie zu ernähren, meint Beppo: „Es ist hart, es ist nicht einfach, aber es funktioniert.“
Die Hauptstationen der Altstadttour, die ab 14 Uhr an Wochentagen von Beppo angefahren werden, sehen so aus: Kaiser-Maximilian-Platz, Schrannenplatz, Brunnengasse, Brotmarkt und Mädchenbrunnen. „Meine Höchstgeschwindigkeit beträgt 6 km/h. Der Fahrspaß nimmt jedes Mal zu, wenn mir freundliche Menschen behilflich sind, um auf der Strecke Steigungen zu überwinden. Wer möchte, darf sich gern zu mir auf den Kutschbock hinauf schwingen und Eis schleckend mitfahren. Meine kleineren oder größeren Beisitzer fühlen sich dann wie eine Prinzessin oder ein Prinz.“
Sonntags biete er auch gerne am Südwestufer des Hopfensees sein Eis an. „Den Menschen kann ich dort erzählen, dass die Milch für das Eis von Kühen kommt, die auf diesen Wiesen grasen, die sie vor sich sehen.“
Apropos Hopfensee, fast wäre Beppo samt Kutsche im See versenkt worden. Einige Wirte fürchteten Beppo als Konkurrenz. Inzwischen sind 7 Jahre vergangen und Beppo selbst fühlt sich auch durch all diese Ereignisse gereifter und gelassener. „Für mich sind die anderen keine Konkurrenten mehr, sondern Kollegen, und ich bin auch bereit, sie zu unterstützen.“
Beppo macht kein Hehl daraus, was er sich für die Zukunft Füssens wünscht. „Besonders am Herzen liegt mir mehr Kooperation mit Unternehmern und auch mit Institutionen. Ich würde mir wünschen, dass in diesem spannenden Prozess der Stadtentwicklung, viele Menschen das Potenzial der Stadt erkennen und zur Zusammenarbeit bereit sind.“
Text und Foto: Milla Wagner und Wilfried Wehling