
Nicht aufgeben, noch einmal von vorne beginnen, die eigene Kreativität fördern, das sind die Stärken des 61-jährigen gebürtigen Füsseners, der sich tief mit seiner Heimat verbunden fühlt.
Nach Schule, Handwerksausbildung und erfolgreichem Studium war er freiberuflich als Versorgungstechniker tätig. 2001 wechselte er ins Angestelltenverhältnis. Aber das passte so gar nicht zu ihm. Das Berufsleben lief nicht zu seiner Zufriedenheit. Er wurde richtig krank.
Herr Kroiss, am Tiefpunkt Ihrer Karriere haben Sie reagiert, weil es so nicht weiter gehen konnte.
2004 musste ich einen entscheidenden Schritt wagen. Ich erinnerte mich an meine Leidenschaften der Jugendzeit, die einfach verloren gegangen waren: gestalten von Grafiken, z. B. Konzertplakaten, und fotografieren. Damals wurde die „Ich AG“ vom Arbeitsamt noch gefördert. Da hatte ich Glück gehabt. So konnte ich die ersten zwei Jahre finanziell überstehen, um zu lernen.
Alle Achtung, Sie hatten Mut und Ausdauer zu etwas Neuem.
Allerdings muss ich auch meinem Vater danken, der von Anfang an voll auf meiner Seite war und mich unterstützte. Sonst wäre das nie gegangen.
Wie entwickelte sich Ihr Unternehmen?
Es folgte eine intensive Zeit fachlicher Ausbildung und zahlreicher weiterführender Seminare. Fotoapparat, Computer und den eigenen Kopf, das heißt meine eigene Kreativität, setzte ich von nun an als Instrumente meiner freiberuflichen Tätigkeit ein. 2014 ergänzte ich meine Arbeit mit Webdesigns und gab meinem Unternehmen den heutigen Namen: KROISS medien. Und heute funktioniert mein Geschäft mit Erfolg.
Um was geht es bei KROISS medien?
Was ich anbiete ist dreigliedrig: einmal die Fotografie, die ich auf Architektur eingeschränkt habe. Vermieter und Hotelbesitzer wollen ihre Häuser sauber abgebildet haben. Das war eine Marktlücke.
Das zweite Standbein ist die grafische Gestaltung, wie Logoentwicklungen, CI/CD Entwicklung (Firmenidentität und Design der Firma), Gestaltung von Prospekten und allen möglichen Drucksachen. Da bin ich einer der Wenigen in dieser Gegend, der das noch macht. Die meisten haben sich aufs Internet gestürzt.
Das dritte Standbein ist das Webdesign, was ich deswegen angefangen habe, weil mich meine Kunden dazu gedrängt hatten. Ich beschränke mich dabei auf das Design, Inhalte und Werbebotschaften. Für die ganzen technischen Sachen habe ich andere Freiberufler, die mir zuarbeiten. Wir arbeiten in einem Netzwerk zusammen.
Wie ist Ihr Unternehmen angemeldet und was ist das Besondere daran?
Ich bin freischaffender Künstler. Das musste ich zuerst nachweisen und meine Arbeiten bei der Akademie der Künste in München einreichen. Ein Ausschuss von Professoren prüften im Auftrag vom Finanzamt und stuften meine Arbeiten als künstlerisch hoch wertvoll ein. Das Besondere bei meiner Arbeit ist meine Kreativität. Manchmal wache ich nachts mit einer Idee auf und laufe sofort zum Computer.
Wer sind Ihre Kunden?
Früher waren die Kunden vorwiegend aus der Tourismusbranche. Heute sind die Firmen aus allen möglichen Branchen.
Seit wann sind Sie in der Werbegemeinschaft?
2004 bin ich dazu gekommen. Damals hieß meine Firma noch Medien und Gestaltung. Aber dann bin ich wieder ausgetreten, weil ich die Werbegemeinschaft als einseitig und festgefahren empfand. Man war überhaupt nicht offen für Neuigkeiten. Bei einer Sitzung hatten wir uns durch Abstimmung geeinigt. Doch das wurde von der Diktatur einer einzigen Person einfach weggewischt. Am nächsten Tag hatte ich meine Mitgliedschaft gekündigt.
Warum sind Sie später wieder in die Werbegemeinschaft eingetreten?
Ich habe dann weiter beobachtet, was geht denn da so abging. Und es wurde erst einmal immer schlimmer. Erst vor kurzer Zeit durch Beppo, der mir den Newsletter der Werbegemeinschaft zuschickte, merkte ich, was jetzt alles anders gemacht wird. Das hörte sich gut an. Dann habe ich ein paar Mal mit Herrn Mayerhofer gesprochen. Ich merkte sofort, es hat sich doch was geändert. Jetzt vertreten sie Ansichten, die ich früher schon hatte: Vorausschauen, nicht immer so kleine Aktionen, wie Äpfel schenken oder Ostereier. Jetzt waren Visionen da, wie können wir etwas lenken, z.B. die Altstadt auch von Süden her erschließen, Verkehrsströme umlenken. Bei diesen Ansatzpunkten lohnt es sich, wieder mitzumachen. Wenn wir möglichst viele Stimmen haben, können wir etwas bewegen. Dann kann man den Stadtrat vielleicht auch einmal überzeugen. Und ich muss sagen, die Werbegemeinschaft macht wirklich gute Arbeit.
Welche Erwartungen haben Sie?
Erst einmal gar keine. Ich würde das zurück schrauben mit den Erwartungen. Die werden meistens nur enttäuscht. Ich bin erst einmal Beobachter, der dann aber auch seine Stimme hebt, wenn er etwas für wichtig und richtig hält.
Wie sehen Sie die Unternehmer und ihre Zukunft in Füssen?
Eigentlich weiß ich viel zu wenig, wie es den einzelnen Betrieben und Unternehmen geht, um das beurteilen zu können. Im Großen und Ganzen geht es eigentlich niemandem richtig schlecht. Viele maulen herum, als ob das Jammern dazu gehört. Wichtiger wäre, sich nicht gegenseitig Konkurrenz zu machen. Da haben wir vielleicht auch die Füssener Mentalität, dass einer dem andern ungern etwas vergönnt. Für mich sind die andern keine Konkurrenten, sondern Kollegen.
Sind Sie eher optimistisch oder pessimistisch für Füssen?
Optimistisch! Allerdings muss man die Weichen rechtzeitig stellen, sonst fahren die Züge aufeinander. Eigentlich sehe ich kein Problem für Füssen. Wir haben sehr viel Potential.
Text und Foto: Milla Wagner und Wilfried Wehling

KROISS medien
Helmut H. Kroiß
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